"Ruht ein wenig aus"
Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir alleine sind, und ruht ein wenig aus. Markus 6.
Dieser Satz aus dem heutigen Evangelium hat es auch auf das Cover unseres Pfarrblattes geschafft. Neulich hat mir Erika Gölles erzählt, wie sie mit einem älteren Busfahrer gesprochen hat und der hat erzählt, dass früher die Kinder sehr laut waren, oft gestritten hätten und es auch Rangelei gab. Heute wäre das alles nicht mehr. Jeder hätte sein Handy und wäre ruhig. Ruhig gestellte Kinder. Ist das die Ruhe, von dem heute im Evangelium die Rede ist? Nein. Sicher nicht. Da ist eine andere Ruhe gemeint. Eine Seelenruhe. Und überhaupt geht es hier um die Apostel. Und die haben ja viel Unruhiges erlebt. Die Berufung von ihrem Arbeitsplatz weg mit einem einzigen Satz von Jesus: folge mir. Die Aussendung (das Evangelium haben wir am letzten Sonntag gehört), wo sie nichts mitnehmen durften und „wie Schafe unter die Wölfe“ gesendet wurden. Das hört sich auch nicht. Nicht so häufig und behaglich an. Und jetzt lädt Jesus sie zur Ruhe ein. „Ruht ein wenig aus.“
Das Motiv der Ruhe gibt es auch schon lange im Alten Testament, wo das verheißene Land, in dem Milch und Honig fließen, auch das „Land der Ruhe“ genannt wird. Und es ist der gute Hirte (Psalm 23), der seine Herde auf eine saftige Weide führt. Ja, was ist das denn anderes, als das Land der Ruhe? Und dem heutigen Abschnitt aus dem Propheten Jeremia (Kapitel 23) verurteilt Gott, die schlechten Hirten. Aber dieses Gericht wird hier nicht weiter ausgeführt, denn es geht Gott vor allem darum, dass er nun selbst sein Volk in das Land der Ruhe führt, sich darum kümmert, sich ihnen zuwendet. „Ich selbst werde mein Volk führen!“ Bei diesem kleinen Wörtchen „ich“ bin ich hängen geblieben. Habe daran gedacht, wie der Priester bei der Taufe spricht: „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Oder bei der Beichte: „Ich spreche dich los von deinen Sünden.“ In beiden Fällen ist es Jesus, der hier spricht. Nur durch den Mund des Priesters. Der Priester stellvertretend für Jesus.
Jetzt könnte man natürlich fragen, warum braucht man überhaupt einen Mittler? Und hier gibt das Evangelium eine interessante Antwort. Auch Jesus verwendet die Apostel als Mittler. Wenn sie etwa im Evangelium von der Brotvermehrung (nächster Sonntag) das Brot austeilen und die Reste wieder einsammeln. Wenn er sie (Evangelium vom letzten Sonntag) sendet, dass sie verkünden und andere Menschen heilen. Ja, es ist Jesus selbst, der Menschen als Mittler einsetzt. Aber jetzt habe ich wieder nur das aktive erwähnt. Und da ist vielleicht der erste Satz im Evangelium der Schönste. Wie sich die Apostel, nachdem sie unterwegs waren, wieder bei IHM sammeln.
In jener Zeit versammelten sich die Apostel, die Jesus ausgesandt hatte, wieder bei ihm und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten.
Nichts anderes machen wir Sonntag für Sonntag, wenn wir uns zum Gottesdienst versammeln. Wir tanken Kraft für den Alltag. Wir wissen, wo wir hingehören und wo wir Heimat haben. Das ist doch das klassische Ora@Labora.